Professionalisierung diversitätssensibler Praxis in der musikalisch-kulturellen Bildung
Projektlaufzeit:
01.2024 bis 12.2027
In der öffentlichen Diskussion um Inklusion gilt musikalisch-kulturelle Bildung einerseits als besonders geeignet für inklusive Bildung. Andererseits deuten empirische Befunde darauf hin, dass Differenzsetzungen und exkludierende Mechanismen auch in inklusiven Musik- bzw. Musizierunterrichtssettings auffindbar sind.
Die Umsetzung des Paradigmas der Inklusion stellt daher weiterhin eine herausfordernde Transformation des musikalisch-kulturellen Bildungssystems an Schulen und Musikschulen dar. Bis heute mangelt es an fachdidaktischen Konzepten. Insbesondere geistige und komplexe Behinderungen erscheinen als Differenzkategorie, die in der pädagogischen Praxis oft als unhintergehbar wahrgenommen und in der empirischen Musik- bzw. Musizierunterrichtsforschung kaum bearbeitet wird.
ProDiMuk lotet dieses Spannungsfeld aus und zielt auf den Transfer der Erkenntnisse in Praxisfelder, um nachhaltige Impulse für die inklusionsorientierte musikalisch-kulturelle Bildungspraxis sowie für Hochschullehre und Weiterbildung zu setzen. Im Verbund werden zwei unterschiedliche Bildungskontexte in den Blick genommen:
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Musikunterricht an inklusiven Schulen und Förderschulen (Leibniz Universität Hannover)
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inklusionsorientierter Unterricht an Musikschulen (Universität Münster)
Inklusionsorientierte musikpädagogische Praxis wird dabei konkret am Beispiel von Lehr-Lernsettings betrachtet, an denen Schüler:innen mit sogenannter geistiger Behinderung im Alter von ca. 10 bis 14 Jahren beteiligt sind.
ProDiMuk untersucht dazu folgende Fragen mit Hilfe interview- und videobasierter Forschungszugänge:
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Wie entstehen Differenzkonstruktionen von Lehrkräften vor dem Hintergrund biografischer Erfahrungen und professionsbezogener Beliefs?
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Wie werden Differenzen in unterrichtlichen Situationen interaktiv hergestellt und (ir)relevant gesetzt?
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Wie können musikbezogene Praktiken das Irrelevant-Setzen von Differenzmarkierungen der Behinderung ermöglichen?
Projektphasen und Arbeitspakete
ProDiMuk liefert damit Antworten auf die Fragen, wie sich musikalische Bildung weiterentwickeln muss, um bestmöglich zur Bildungsteilhabe und zur persönlichen Entfaltung von Schüler:innen mit unterschiedlichen Ausgangslagen beizutragen und wie sich musikalische Bildung weiterentwickeln muss, um Diversität als selbstverständlichen und bereichernden Moment des Zusammenlebens zu erleben. Ziel ist die Reflexion diversitäts- und inklusionsbezogener Beliefs und die Etablierung einer entsprechenden Unterrichtspraxis entlang gesellschaftlicher Transformationsprozesse.
ProDiMuk entwickelt als Beitrag für die musik- bzw. musizierunterrichtliche Praxis frei zugängliche Professionalisierungsbausteine (Open Educational Resources) für inklusionsorientierte Hochschullehre und Weiterbildung. Hierzu gehören u. a. Fachtexte mit Reflexions- und Entwicklungsimpulsen sowie aufbereitete Video-Vignetten mit Kommentierungen und Bearbeitungsaufgaben für eine inklusionsorientierte musikpädagogische Fallarbeit mit Unterrichtsvideos.
Ein Transferzirkel, dem Personen aus Hochschule, Musikschule, Schule, Verbänden und Bildungspolitik angehören, sichert den Dialog zwischen Forschung und Praxis. Der Transferzirkel:
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diskutiert und berät zu den Forschungsaktivitäten,
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unterstützt bei Zugängen zum Feld,
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sorgt für eine angemessene Theorie-Praxis-Relationierung,
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berät im Hinblick auf die Entwicklung von Professionalisierungsbausteinen für die Hochschullehre und Weiterbildung und
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sichert damit den Wissenstransfer.
Personen des Transferzirkels (Stand: 25.06.2024):
- Dr. Günter Adler (HMTM Hannover)
- Frieder Bleyl (Ilmasi Schule, Garbsen-Berenbostel; inklusives Ensemble „Der Grosse Trommelwirbel“)
- Jun.-Prof. Dr. Christine Demmer (Universität Bielefeld)
- Gaby Grest (Landesverband Musikunterricht Niedersachsen; inklusives Ensemble „Der Grosse Trommelwirbel“)
- Prof. Dr. Thomas Grosse (Rektor HfM Detmold)
- Thorsten Hesse (HandiClapped Berlin)
- Christiane Joost-Plate (LVdM Niedersachsen)
- Theresa Merk (Bruno-Frey-Musikschule Biberach)
- Nora Pempel (LVdM Nordrhein-Westfalen)
- Stefan Prophet (Direktor von Dortmund Musik, Bundesvorstandsmitglied VdM)
- Antje Valentin (Deutscher Musikrat)
- Dr. Meike Wieczorek (Technische Universität Dortmund)
Kick-Off-Treffen am 15. März 2024 mit dem ProDiMuk-Transferzirkel an der Leibniz Universität Hannover